Eine Märchenwelt in Weiss
Die «Le Commandant Charcot» von PONANT
Die Ausstattung des Schiffes lässt keine Wünsche übrig. Geschmackvolles und elegantes Design mit viel Liebe zum Detail. Aufmerksame entdecken bis zu gut 300 Objekte von zirka 40 Künstlern. Das Schiff gleicht schon fast einem kleinen Museum. Die Main- und Observation-Lounge laden zum gemütlichen Verweilen und einen Drink vor oder nach dem Dinner ein. Für kalte Tage auf See lockt ein grosszügiger Wellnessbereich inklusive Schneegrotte und ein überdachtes Schwimmbad. Die Blue Lagoon ist ein beheizter Aussenpool mit Sitzgelegenheiten und Kamin. In entspannten Momenten mit spektakulärer Sicht auf das Packeis oder Gletscherlandschaften ist Versorgung mit Getränken an der Bar und einem teilweisen Restaurantbetrieb gewährleistet.
Kulinarisch wird man entweder im Hauptrestaurant Nuna (in der Sprache der Inuit «Erde») oder im Buffetrestaurant Sila verwöhnt. Das Nuna ist das einzige Gourmet-Restaurant auf See von Alain Ducasse. Die Mahlzeiten sind mittags und abends jedes Mal ein optischer und absoluter Gaumenschmaus. Es wird leicht und gesund gekocht. Käseliebhaber kommen ebenfalls auf ihre Kosten.
1 TAG 1 – Einschiffung Reykjavik, Island (26.04.24)
Den Vormittag nutze ich noch für einen längeren Halbtagesausflug, um ein paar Highlights von Island zu entdecken. Ein geführter Ausflug auf dem bekannten «Golden Circle» bringt mich über Land u.a. nach Thingvellir (Geburtsort Islands, heute Weltkulturerbe der UNESCO sowie Nationalpark), zu regelmässig speienden Geysiren (Heisswasserquellen) und zum berühmten und ebenso imposanten «Gulfoss» Wasserfall.
Am späteren Nachmittag treffe ich pünktlich für die Einschiffung auf die «Le Commandant Charcot» der französischen Reederei PONANT ein. Elegantes Design und moderner Komfort erwarten mich an Bord des Eisbrechers, auf der knapp 200 Gäste mit mir auf dieser Expedition gebucht sind. Die 135 modernen Kabinen und Suiten sind alle mit einem privaten Balkon ausgestattet. Das Einschiffen ist dementsprechend schnell und findet direkt an Bord statt. Wie immer, wenn ich neu an Bord bin, verschaffe ich mir rasch einen Überblick auf dem Schiff, damit ich weiss, wo was zu finden ist. So laufe ich über all die Decks von oben nach unten.
Vor dem ersten Abendessen begrüsst uns Kapitän Etienne Garcia im Theater. Er ist ein sehr erfahrener Eis-Kapitän und schon für viele Jahre bei PONANT im Einsatz. Wie immer bei PONANT, wird die Reise zweisprachig in Französisch und Englisch durchgeführt. Dementsprechend reisen internationale Gäste aus aller Welt an Bord der «Le Commandant Charcot». Nebst Gourmet-Vollpension sind auch die Getränke rund um die Uhr inklusive sowie der Internetzugang.
Hungrig freue ich mich auf mein erstes Dinner an Bord und entscheide mich für das bediente Hauptrestaurant Nuna. Die Küche ist fantastisch leicht und gesund, sehr variantenreich und optisch schön präsentiert. Ich werde mich in den kommenden Tagen öfters auch für die vegetarische Variante entscheiden.
Gegen ca. 22 Uhr legen wir am Pier ab und steuern in Richtung Grönland einem atemberaubenden Sonnenuntergang entgegen. Das Abenteuer kann beginnen.
2 TAG 2 – auf See in der Dänemark Strasse
Diese ersten Seetage sind auf einer Expeditionsreise immer vollgepackt mit Programm. Einerseits gilt es die Ausrüstung zu probieren und zu fassen. Auf dieser Reise sind dies Gummistiefel (leihweise) und Parka (darf man nach Hause nehmen). Zudem erfahre ich, welcher Farbgruppe ich für die Ausflüge angehöre. Weiters gibt es diverse Briefings für Kayaking (Interessierte), längere Wanderungen und dann das obligatorische AECO-Briefing (Verhaltensregeln in sensiblen arktischen Gebieten) sowie wichtige Informationen für Zodiac-Fahrten. Ebenso lernen wir heute das Expeditionsteam kennen, welches uns gemeinsam mit Kapitän Garcia, unsere Reisepläne nochmals im Näheren bekannt gibt.
Das Schiff kann auf Grund seiner Bauart und der Eisklasse PC2 als einziges Passagierschiff so früh im Jahr zu den Dörfern Ostgrönlands vorstossen. Hierbei teilt uns der Kapitän mit, dass es auf der Reise vor uns (erster Termin der Saison) leider nicht gelang durchs Packeis zu fahren und Tasiilaq anzusteuern. Wir werden es aber erneut versuchen. Scheinbar gibt es sehr viel Eis dieses Jahr. Aber genau das wollen die Gäste auf dieser Reise erleben.
Zwischen den diversen Briefings bleibt auch immer wieder mal Zeit, eine Runde an Deck zu laufen, und die kühle und frische Luft einzuatmen oder den Polarmöwen bei ihren Segelkünsten im Heck des Schiffes zuzuschauen. Auf Deck 5 gibt es eine durchgehende Deck-Promenade, die von den Gästen gerne genutzt wird. Beim Spaziergang entdecke ich die Design-Sitzbänke aus Norwegen, wo das Schiff gebaut wurde. Hier baue ich ab und zu immer eine Pause ein und nehme auf der warm bis heiss beheizten Bank Platz.
Am Nachmittag erspähe ich bereits die ersten kleinen Eisschollen. Ich werde schon kribbelig. Wir nähern uns dem Eis. Und nun geht’s schnell. Die Schollen werden grösser und grösser. Ich bin fasziniert und könnte stundenlang aufs Meer schauen.
Auch wenn wir noch im April sind, wird es nachts kaum Dunkel, dies weil wir uns quasi auf dem nördlichen Polarkreis bewegen. Ich mag es, und ich vergesse die Müdigkeit.
Wie entsteht Packeis?
Wenn das Wasser bei Temperaturen unter 0°C kristallisiert, fängt es an, sogenannte Eisnadeln zu bilden. Dabei formen die Wellen des Meeres aus den Eisnadeln kreisförmige Eisstücke, welche zum Beispiel mit Pfannkuchen vergleichbar sind. Dann verschmelzen die zahlreichen kreisförmigen Eisstücke zu festen Eisschollen. Dieses Ereignis lässt so jeden Winter eine ein bis zwei Meter dicke Eisschicht entstehen. In gewissen Polarregion bleibt das Eis sogar Saison für Saison bestehen und kann bis zu 10 Meter dick werden.
3 TAG 3 – auf See in der Dänemark Strasse
Heute fällt das Aufstehen leicht. Vom Bett zum Balkon raus, sehe ich, dass es noch mehr, und noch grössere Eisschollen gibt. Um die Mittagszeit erreichen wir das Packeis und man erkennt den Gebirgszug der Küste Ostgrönlands. Dazu haben wir den Nebel hinter uns gelassen und geniessen wärmende Sonnenstrahlen.
Wir nehmen Kurs auf Tasiilaq – das Dorf das wir als erstes Schiff diesen Frühling besuchen wollen. Ob wir es schaffen werden? Denn das Eis wird mehr und dicker. Mit Annäherung an die Küste entdecken wir gelegentlich auch den einen oder anderen Eisberg. Der Grossteil der Passagiere ist gespannt an Deck und lauscht dem Knarren, wie sich das Schiff durchs Eis kämpft. Die «Le Commandant Charcot» führt einen Helikopter mit an Bord, der allerdings nur für Forschungs- und Scoutingzwecke eingesetzt wird. So startet dieser dann auch am Nachmittag seine Rotorblätter. Man will sich einen Überblick über die Eisverhältnisse rund ums Dorf beschaffen. Während der Helikopter die Informationen für die Brücke einholt, bleiben wir prompt im Eis stecken. Es geht nicht mehr weiter. Aber dafür haben wir ja eben einen erfahrenen Kapitän, der das Kommando innehat. Er gibt über den Bordlautsprecher seine Absichten bekannt. D.h. er fährt nun erst mal zurück und nimmt Anlauf mit viel Tempo und versucht so das Eis zu brechen. Die Spannung unter den Gästen ist mehr als spürbar. Nach zwei Anläufen gelingt es dem Kapitän uns zu befreien. Die Fahrt durchs Packeis geht weiter. Mittlerweile sind wir schon recht nahe an der Küste. Mit dem Fernglas versuche ich das Dorf Tasiilaq ausfindig zu machen, aber ohne Erfolg. Dabei müssten doch die auf Grönland typischen bunten Häuser einfach auszumachen sein. Nun gut, ich entscheide mich für die Dusche, denn bald schon geht’s zum Dinner.
In der Zwischenzeit sind wir der Küste mittlerweile sehr nahe. Das Schiff findet einen Weg in einen Fjord und auf einmal sehe ich die ersten bunten Häuser auf den Felsen. Fast gleichzeitig, sehe ich zwei Snowmobile über den gefrorenen Fjord auf uns zukommen. Was muss das für eine Freude sein für die Einheimischen! Nach so vielen Monaten, endlich wieder mal ein Schiff! Und: Hurra, wir sind die ersten, die es im 2024 schaffen. Erneut stehen die meisten Gäste an Deck, um dem berührenden Ereignis beizuwohnen. Zufrieden geht’s ins Restaurant Nuna, und ich geniesse an einem sonnigen Tisch am Fenster ein Gourmetdinner.
Eisklasse
Die «Le Commandant Charcot» ist ein als Eisbrecher gebautes Schiff mit der Polarklasse PC2. Dies erlaubt die ganzjährige Fahrt durch bis zu 3 Meter dickes Eis. Dabei schiebt sich das Schiff auf das Eis und bricht es durch das Gewicht von oben nach unten. Andere Expeditionskreuzfahrtschiffe haben einen herkömmlichen Bug und schneiden das Eis von der Seite entzwei. Die meisten neueren Expeditionsschiffe verfügen über die Eisklasse PC6 und können in Sommermonaten in polaren Gebieten eine Eisdicke von bis zu 1,2 Metern bereisen.
4 TAG 4 – Tasiilaq, Grönland
Was für ein Glück! Von meinem Balkon aus geniesse ich einen atemberaubenden Sonnenaufgang. Keine Wolke am Himmel – beste Voraussetzungen für das heutige Programm. Etwas aufgeregt gehe ich heute zum Frühstück. Aufgeregt, weil ich in Grönland bin – ist man ja nicht gerade alle Tage – dazu noch Ostgrönland, das keine grossen internationalen Flughäfen kennt und wir seit Reykjavik wieder mal festen Boden unter den Füssen haben werden. Aber vor allem, wegen der Hundeschlittensafari, die auf dem Tagesprogramm steht! Warm eingepackt – es sind ca. 0°C für heute angekündigt, geht’s dann am Vormittag für meine Gruppe auf den Ausflug. Wir haben unzählige Schlitten, die für uns vor dem Schiff bereitstehen. Maximal vier Personen werden pro Schlitten eingeteilt, die von zirka 10 Hunden gezogen werden. Kaum sitze ich, laufen die Hunde auch schon los. Eine gute Stunde ziehen sie uns bis tief in den Fjord von Tasiilaq, wo wir und speziell die Hunde eine längere Pause machen, und wir die Schönheit der umliegenden Berge beäugen können. Auf jeden Fall habe ich den Eindruck, dass es den Hunden Freude bereitet, rennen zu dürfen.
Für den Nachmittag sind Spaziergänge durchs Dorf von Tasiilaq (knapp 2000 Einwohner) vorgesehen. Diese können geführt oder individuell unternommen werden. Gleichzeitig sind die Einheimischen aufs Schiff eingeladen.
Vom Schiff sind es wohl gute 20 Minuten, bis ich das Ufer erreiche. Sehr speziell, wenn man über das gefrorene Hafenbecken läuft und dabei die Fischerboote auf dem Eis liegen sieht. Der Dorfrundgang ist eine wohltuende Abwechslung. Der Schnee ist am Schmelzen, der Frühling hält definitiv Einzug.
Ein ausgefüllter Tag geht zu Ende. Unser Schiff liegt fest vertaut im Eis von Tasiilaq. Zahlreiche schöne Momente schwirren beim raschen Einschlafen durch meinen Kopf.
Jaakussaq aus Tasiilaq
Ein 22-jähriger Einheimischer aus Tasiilaq, fährt auf den ca. 5-6 Ostgrönlandreisen von PONANT mit, und gibt Naturkundevorträge. Er wurde dafür extra eingeflogen (Air Groenland unterhält eine Heli-Verbindung nach Nuuk und von dort gibt es Fluganbindungen in den Westen). Jakussaq hat uns gestern in einem Vortrag auch über die lokalen Huskys sowie den Umgang mit Eisbären auf Grönland und insbesondere in Ostgrönland aufgeklärt. Wichtig zu wissen ist, dass man die Schlittenhunde (Grönlandhund) nicht mit unseren Haustieren vergleichen darf. Sie sind für die Inuits überlebenswichtig und wurden schon immer als Transport- und Jagdhund eingesetzt. Sie werden auch strikt von Haushunden getrennt gehalten.
Jaakussaq hat uns auch über die Beziehung zu Eisbären aufgeklärt. Man zählt aktuell etwa 156 Eisbären auf Grönland, davon ca. 25 in der Region Tasiilaq. Auch wenn die Eisbären vom Aussterben bedroht sind, werden die Eisbären in der Region Tasiilaq gejagt, wenn es ums Überleben geht. D.h. in den langen Wintern kann es vorkommen, dass man einen Eisbären jagt und sich davon ernährt.
5 TAG 5 – Ammassalik Fjord, Ostgrönland
Am frühen Morgen, wo die meisten noch schlafen, verlässt die «Le Commandant Charcot» Tasiilaq und wir steuern in den nahegelegenen Ammassalik Fjord. Beim Fahren durchs Packeis, rumpelt es wieder und ich erwache. Zeit aufzustehen!
Die Sonne scheint erneut – was für ein Glück wir auch haben! Ein einmaliges Bergpanorama umfasst die noch zugefrorenen Fjorde, leichter Nebel bildet sich. Was für eine mystische Stimmung! Das umfangreiche Frühstück schmeckt noch besser.
Heute bin ich eingetragen, um am Polar-Hike mitzumachen. Das ist eine ca. 3-stündige Wanderung mit Guide. Hierzu musste man sich einschreiben und gleichzeitig bestätigen, dass man auch zu Hause anstrengendere Wanderungen gewohnt ist. Die Tour hat also nichts mit Spaziergang zu tun. Meine Wandergruppe startete heute als Erste. Um 9 Uhr gings los. Ein paar Fragezeichen hatte ich schon, als wir im Nebel losgelaufen sind. Die Chance, einen uns näherkommenden Eisbären frühzeitig zu entdecken, schien mir nicht wirklich gegeben… Allerdings waren die Bärenwächter in Position rund ums Schiff. In Einerkolonne marschierten wir auf dem gefrorenen Fjord los in Richtung Ufer. Es lag Schnee auf dem Eis und von daher kamen wir gut vorwärts. Etwas Achtsamkeit war beim Übergang an Land gefordert, weil dort 2 Eisschichten aufeinandertreffen, und es durch die Reibungen etwas unstabil sein kann. Sobald wir an Land waren, haben wir den Nebel hinter uns gelassen und auch die kühle Luft war wie weggeblasen. Es ging nun bergaufwärts und wir konnten eine Schicht Pullover im Rucksack verstauen. Ein Blick zurück zum Schiff – wo nur die Konturen im Nebel erahnen liessen, dass dort ein Schiff liegt. Herrliche Ausblicke, je höher wir kamen. Zwischendurch sichteten wir Schneehühner. Wir waren zügig unterwegs, es gab auch Stellen, wo wir beide Hände einsetzen mussten, und es war definitiv von Vorteil, dass ich meine Wanderstöcke dabeihatte. (Eine kleine Anzahl können an Bord ausgeliehen werden, wir empfehlen die eigenen mitzunehmen). Schlussendlich waren wir nach 4,5 Std zurück am Schiff und waren froh, dass die Küche für uns etwas länger offenblieb. Hungrig waren wir auf jeden Fall. Nachmittags waren andere Gruppen auf Spaziergang oder Wanderung. Ich habe die Gelegenheit genutzt, eine Runde um das elegante Schiff zu drehen, und die «Le Commandant Charcot» mit ihrem aussergewöhnlichen Rumpf aus verschiedenen Blickwinkeln zu fotografieren.
6 TAG 6 – Ammassalik Fjord, Ostgrönland
Auch heute verbringen wir den Tag noch in diesem Fjord. Wer noch nicht auf Wanderung war, kommt heute dazu. Zudem steht der Polar Plunge auf dem Tagesprogramm. Diese Aktivität wird gerne auf Polarexpeditionen angeboten: Ein Sprung ins eiskalte Wasser. Und hier ist es wirklich kalt. Minus 0.5°C… PONANT hat sogar einen Steg am Eis angebracht. Da ich den Polar Plunge schon etwa 4x gemacht habe, verzichte ich dieses Mal darauf. Dennoch hat gut ein Drittel der Passagiere das Erlebnis gewagt. Ein paar Sekunden hält man es aus. Ein Diplom belohnt und bestätigt den Mut! Heute spazieren wir noch ans gegenüberliegende Ufer, dort sind ein paar Ferienhäuser auszumachen, die von den Inuit an bester Lage ausgesucht wurden. Bei unserem Besuch waren sie aber nicht bewohnt.
Täglich finden auf Schiffsexpeditionen Recaps & Briefings statt (was haben wir heute erlebt, was ist der Plan für morgen). Dabei informiert uns der Kapitän, dass er den ursprünglichen Fahrplan soeben verabschiedet hat. Gemäss Ausschreibung der Reise wäre es nun nordwärts der Küste entlang zur Blosseville-Küste gegangen. Kapitän Garcia fährt nun aber in südliche Richtung, weil a) dort gutes Wetter angesagt ist, anstelle Regen/Nebel im Norden, und b) weil sie auf der Reise vor uns bereits in die Richtung gefahren sind, und dort mit etwas Glück Eisbären gesichtet hatten. Gutes Wetter und Eisbären? Was will man noch mehr! Also freuten wir uns alle auf den Süden.
Während dem Abendessen verlassen wir den Fjord und nehmen Kurs Süd ins offene Meer. Man hat uns angekündigt, dass wir durch den zirka 25 Kilometer breiten Packeisgürtel fahren, um dann in offenes Meer zu gelangen und die Fahrt in südlicher Richtung mit voller Geschwindigkeit fortzusetzen.
7 TAG 7 – Kurs Süd
Ein Tag zum Entspannen oder an diversen Aktivitäten teilzunehmen. Zudem hat die Küchencrew heute ab 11Uhr zu einem gigantischen Brunch mit Sashimi, Austern, Meeresfrüchten und Fleisch vom Grill eingeladen. Abgerundet wurde das Ganze mit einem fantastischen französischen Käsebuffet.
Am späteren Nachmittag nimmt das Eis wieder zu. Eisberge treiben im Packeis und auch die Berge kommen wieder näher. Zeit, um definitiv wieder an Deck zu gehen. Der Feldstecher gehört da immer mit, denn je näher wir zur Küste kommen, halten wir Ausschau nach einem gelben Punkt auf den Eisschollen. Das Eisbärenfell hat einen gelblichen Schimmer. Und ja, da kommt auch schon die Information von der Brücke. Eisbär auf 1 Uhr! Der Kapitän drosselt den Motor, durch die Feldstecher suchen und beobachten wir den Eisbären. Es ist einer, er scheint müde, hebt den Kopf, streckt die Nase in die Luft und denkt sich, ach was, ich schlaf weiter. Es lässt ihm aber keine Ruhe und immer wieder steckt er die Nase aus. Dann auf einmal steht er auf, wälzt sich noch verspielt im Schnee und läuft dem Schiff entgegen. Links und rechts hört man nur noch die Klicks von Canon, Nikon & Co… er kommt immer näher. Wie schön er ist! Wie weit kommt er wohl noch zum Schiff? Mittlerweile steht das Schiff still. Und tatsächlich, er kommt wohl bis auf 2 Meter zum Schiff heran. Schaut mal hoch und merkt, dass er da nicht hochsteigen kann, nochmals ein Blick in die Kamera und dann watschelt er ab und versucht kurz, einen Fisch aus dem Wasser zu ziehen. Und dann zottelt er definitiv von dannen. Was für ein Erlebnis! Zusätzlich bietet sich uns eine wunderschöne Kulisse mit dem warmen Abendlicht in einer faszinierenden Umgebung aus Eisschollen mit der Eiskappe Grönlands im Hintergrund. Was ich da gerade hautnah erleben durfte brachte mich den Tränen nahe. Geschätzter Kapitän Garcia… vielen, vielen Dank für Ihren unbezahlbaren Instinkt!
Wir bleiben an Deck und entdecken nun immer mehr Fussspuren von Eisbären. Nach kurzer Zeit findet die Crew auch schon ihren neuen Parkplatz im Fjord von Tingmiarmiut. Einmal mehr schlafen wir zufrieden ein.
8 TAG 8 – Tingmiarmiut Fjord, Ostgrönland
Heute stehen uns weitere Aktivitäten zur Auswahl: Spazieren, Eisfischen, Skilaufen, Schneeschuhlaufen oder dem mitfahrendem Forschungsteam über die Schultern schauen. Natürlich steht auch die Bärenwacht zur Sicherheit wieder rund ums Schiff auf ihren Positionen. Kurz vor dem Mittag werden wir alle zu einem Fototermin vor das Schiff gerufen. Und die Küchencrew überrascht uns erneut mit einem leckeren Lachsbrötli-Champagner Apero auf dem Eis. Gute Laune überall, und natürlich einmal mehr bei strahlendem Sonnenschein. Im Wissen wie grau, und nebelverhangen es sein kann, weiss ich dieses Glück von Sonnenschein umso mehr zu schätzen.
Nach dem Abendessen und einem Absacker in der Observation Lounge, begleitet uns beim Abschiednehmen von Grönland ein stimmungsvoller Sonnenuntergang kurz vor Mitternacht. Mit Demut heisst es nun Kurs auf Reykjavik.
9 TAG 9 – auf See in der Dänemark Strasse
Wir verlassen das Packeis, es wird dünner und weniger. Bald schon mal sind wir auf offener See. Dank des guten Wetters, auch heute ohne Seegang. Ich drehe meine Runden an Deck, versuche dabei einen guten Schnappschuss von einem Seevogel zu knipsen und nehme am einen oder anderen Vortrag teil.
10 TAG 10 – auf See, Reykjavik, Island
Heute ist der letzte Tag, und wir nähern uns Island. Ich geniesse den Tag nochmals in vollen Zügen, auch wenn das Wetter nicht mehr nur Sonnenschein ist. Heute ist sehr wechselhaftes Wetter angesagt: Wind, Regen, Schneeschauer, Sonne. Eigentlich alles, was der Frühling zu bieten hat. Kapitän und Expeditionscrew möchten uns heute zum Abschluss der tollen Reise noch Wale zeigen. Solche sind in der Region im Nordwesten von Island mit guten Chancen zu sichten. Und da wir bislang so vieles gesehen haben, sichten wir natürlich auch die Wale. Wir dürfen ein Rudel Orcas beobachten und später auch noch einen Buckelwal, der sich kurz blicken lässt. Mehr geht wohl nicht mehr auf dieser Reise!
Gegen 22 Uhr laufen wir wieder an unserem Ausgangspunkt, in Reykjavik ein. Eine wunderbare Reise geht zu Ende. Sie wird mir unvergleichlich und unvergessen bleiben!
Nachhaltigkeit
Bei PONANT ist Nachhaltigkeit ein grosses Anliegen. Die Reederei ist stolz darauf, dass im Frühling dieses Jahres alle Schiffe der Flotte mit dem Green Globe Award ausgezeichnet wurden. Green Globe steht für einen internationalen Standard für umsichtigen Tourismus. Mit der Zertifizierung verpflichtet sich ein Unternehmen zu jährlicher Verbesserung in nachhaltigem Reiseangebot. Dies bedeutet, dass die Pflichten nicht nur erfüllt, sondern jährlich über den Standard verbessert werden. Nebst fortschrittlicher Technologie (das Schiff hat einen Hybridantrieb von Flüssiggas und Elektrobatterien, wodurch die Emissionen reduziert werden) setzt man an Bord auch auf die Reduzierung von Einwegplastik und auf Trinkwasseraufbereitung aus Meerwasser. Eine positive unerwartete Überraschung erfährt der Gast bei einer Pause an der frischen Luft. Die Sitzbänke auf dem Promenadendeck oder bei der Blue Lagoon sind geheizt. Dies geschieht durch die Rückgewinnung von Energie aus dem Schiffsbetrieb. Schlichtweg genial! Ponant hat Kooperationen mit namhaften Forschungsinstitutionen. So gibt es ein Trocken- und Nasslabor inklusive nötiger Instrumente für die mitreisenden Forscher an Bord. Der Gast kann zudem aktiv am Science Programm teilnehmen. Weitere positive Aspekte bei dieser Reise sind zum Beispiel das Versorgen der Einwohner von Tasiilaq mit frischen Lebensmitteln nach einem langen Winter, sowie die Ausbildung junger Inuit zu Fremdenführern.
FAZIT
Ein einmaliges und unvergessliches Abenteuer im dicken und riesengrossen Packeis, an Bord des modernsten und luxuriösesten Eisbrechers, mit einer einwandfreien und hochstehenden Hotellerie, geleitet von einem äusserst erfahrenen Eiskapitän und Expeditionsteam, die gemeinsam alles daransetzten, den Gästen das beste und kompletteste Reiseerlebnis zu bieten.
Erfasst im Mai 2024
Text: Cornelia Gemperle
Bilder: Cornelia Gemperle