Logbuch aus dem Eiskontinent

Mit der Hanseatic in 21 Tagen in die Antarktis und zurück

« Der Kapitän fährt mit viel Gefühl direkt ins Eis! Fünf Meter steckt der Bug im Eis, als die HANSEATIC zum Anhalten kommt. Und es kommt noch besser — wir dürfen raus aus dem Schiff und ein Glas Sekt auf dem Eis geniessen. »

 - Cornelia Gemperle 


General Manager Kuoni Cruises

Cornelia Gemperle

Cornelia Gemperle ist seit über 23 Jahren bei Kuoni tätig. Als General Manager von Kuoni Cruises ist sie eine hochkarätige Expertin, wenn es um jede Art von Kreuzfahrten, Expeditionsreisen und Segeltörns geht. Einer ihrer faszinierendsten Reiserfahrungen bisher war eine Expeditionsfahrt nach Spitzbergen, eine zu Norwegen gehörende Inselgruppe in der Arktis.

Für Cornelia Gemperle wird ein lang gehegter Reisetraum wahr, als sie den sechsten Kontinent zum ersten Mal betritt. Dort lernt sie: Reiseplanung funktioniert nur bedingt — ein gehöriger Schuss Überraschung gehört dazu. In 21 Tagen in die Antarktis und zurück. 

2. Dezember 2015: Zürich — Madrid — Buenos Aires

Liegesitz, warmes Duvet, Kissen: Auf dem 13-stündigen Iberia-Flug nach Argentinien schlafe ich während zehn Stunden. Business Class sei Dank. 

3. Dezember 2015: Buenos Aires

Flanieren in der Calle Florida, der Fussgängerzone. Abends treffe ich mich mit einem Bekannten zum Dinner. Herrlich: ein argentinisches Steak auf dem Teller und ein guter Rotwein aus Mendoza im Glas. 

4. Dezember 2015: Buenos Aires — Ushuaia

Ab sofort bin ich unter den Fittichen von Hapag-Lloyd. «Fin del mundo» — so der Werbe-Slogan von Ushuaia, das ich per Flug in dreieinhalb Stunden erreiche. Erster Programmpunkt: ein Ausflug in den nahen Tierra del Fuego-Nationalpark. Schneegipfel, blühende Blumen, viel Wasser, Wanderer. Bevor ich an Bord gehe, geniesse ich mit der Expeditionsgruppe ein erstes Mahl hoch über Ushuaia, mit Blick auf die Bucht und den Beagle-Kanal. Dann, endlich, die Einschiffung auf der HANSEATIC, zusammen mit 160 anderen Passagieren. Nach der Seenotrettungsübung heisst es um 19 Uhr «Leinen los!». Während der Ausfahrt aus dem Beagle-Kanal stehe ich auf dem Sonnendeck. Links Argentinien, rechts Chile. Wunderbar raue Natur, dann die Ortschaft Puerto Williams, Chile. Der Wind bläst stark, die Temperatur um die 10 Grad. 

5. Dezember 2015: auf See

Windstärke 7, zweieinhalb Meter hohe Wellen, Tendenz zunehmend. Um nicht seekrank zu werden, nehme ich ein Stugeron. Lieber vorbeugen als leiden. Bei spannenden Vorträgen stimmen wir uns auf die Reise ein — und wir erhalten Parka und Gummistiefel. Am Abend amüsieren wir uns beim Gala-Dinner: Kapitän Carsten Gerke ist jung und humorvoll. 

6. Dezember 2015: Stanley, Falkland-Inseln

Gleich nach dem Aufstehen warm anziehen und raus an Deck. Die Sonne scheint, doch der Wind ist so stark, dass ich die Tür kaum aufbringe. Durchsage vom Kapitän, man sei daran, in den Hafen von Stanley einzufahren. Der erste Versuch scheitert — der starke Wind verunmöglicht sicheres Navigieren. Mit dem Feldstecher beobachte ich Pinguine an den tollen weissen Sandstränden. Der Ginster ist am Blühen, die Insel karg, kleine Erhebungen, keine Bäume. In der Ferne kann ich die bunten Häuser von Stanley ausmachen. Auch der zweite und dritte Versuch einer Hafeneinfahrt scheitern. In der Explorer Lounge informiert der Kapitän: New Island wird aus dem Programm gekippt, stattdessen unternehmen wir anderntags einen neuen Anlauf auf den Hafen von Stanley. 

7. Dezember 2015: Stanley, Falkland-Inseln

Wunderschönes Wetter, wenig Wind, die Hafeneinfahrt ist heute kein Problem. Wir tendern, legen also nicht direkt am Pier an, sondern müssen ein Shuttle-Boot an Land nehmen. Stanley ist ein malerisches Städtchen, trotzdem mache ich mich auf einen dreistündigen Ausflug per Jeep zu einem Plateau rund 100 Meter über dem Meer, wo Felsenpinguine leben. Sie brüten, watscheln, rutschen Richtung Meer, kämpfen sich den Hang hoch — witzig zum Zuschauen. Zurück in Stanley sonne ich mich vor einem Pub bei einem Bier, bevor ich «heimkehre» auf die HANSEATIC. 

8. und 9. Dezember 2015: auf See

Ausschlafen, entspannen, Vorträgen lauschen, nach Walen Ausschau halten. Und Vorbereitungen treffen: für die erste Ausfahrt im Zodiac-Schlauchboot und für den Besuch in Südgeorgien, dem britischen Überseedepartement mit strengen Regeln. Die Kleider für den Besuch müssen vorgängig gereinigt werden, um das Einschleppen von Krankheiten zu verhindern.

10. Dezember 2015: Südgeorgien (Possession Bay, Salisbury Plain)

Alle warten darauf, endlich wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Das Wetter ist garstig, leichter Schneefall. In der Possession Bay begrüssen uns zig Pelzrobben und Seeelefanten — auch Jungtiere. Die Bucht ist umgeben von hohen, spitzen Bergen, es gibt Gletscher, die ins Meer fliessen. Pelzrobben empfinde ich als eher aufsässig. Bei einer Attacke soll man die Arme anheben und mit ihnen sprechen. Es nützt, sie wenden sich ab, hab’s ausprobiert. Dann die ersten Königspinguine — die Art kommt nur auf Südgeorgien vor. Wunderschön in den Farben, einiges grösser als die Felsenpinguine. Die Anlandung in der Salisbury Plain am Nachmittag ist unmöglich. Den angebotenen Zodiac-Ausflug, um die riesige Königspinguinkolonie zu sehen, lasse ich aus —plötzlicher Nebel und Schneefall hüllen die Umgebung ein. Übernachtung in der Fortuna Bay, wo wir ruhig schlafen. 

11. Dezember 2015: Südgeorgien (Fortuna Bay, Stromness, Grytviken)

Eine sieben Kilometer lange Wanderung über den Pass nach Stromness steht auf dem Programm. Auf den Spuren von Sir Ernest Shackleton, dem berühmten Polarforscher. In aller Früh besuchen wir eine Kolonie Königspinguine mit Jungen. Ein majestätischer Anblick! Tausende Tiere, welche die speziellen Besucher neugierig beäugen. Zurück auf dem Schiff gibt es wie immer ein herrliches Frühstück: eine Auswahl an frischen Brötchen und Früchten, Eierspeisen, Fleisch, Käse. Plötzliche Wetterverschlechterung, dicker Nebel. An Wandern ist nicht zu denken. So fahren wir mit dem Schiff nach Stromness, einer alten Walfangstation, heute verlassen, wo alles vor sich hin rostet. Durch ein schönes, grasiges Tal wandern wir zum Shackleton-Wasserfall — bei leichtem Schneefall, mit Gummistiefeln. Weiterfahrt zum nächsten Fjord, Grytviken, wo während dem Sommer einige Forscher leben. Wir besuchen den Friedhof, wo Shackleton begraben liegt. Rundherum tummeln sich Pelzrobben und Seeelefanten... Hier wieder herrliches Sommerwetter. Museum, Souvenirshop, Postamt, wo viele die ersten Ansichtskarten versenden. Abends gibt der Bordpianist ein Konzert in der stimmungsvollen Kirche, bevor uns ein weiteres Gourmet-Dinner an Bord erwartet. Dann die Information vom Kapitän: Ein böser Sturm naht. Anstatt eines weiteren Tages in Südgeorgien fahren wir ausserplanmässig weiter auf die Süd-Orkney-Inseln. Viel Wind und Wellen in der Nacht — ich lasse mich in den Schlaf schaukeln. 

12. Dezember 2015: auf See

Ein grauer Tag zum Ausruhen. Abends serviert die passend verkleidete Crew ein «Shackleton-Mahl» und zeigt in der Explorer Lounge eine Dokumentation über Shackletons Endurance-Expedition. 

13. Dezember 2015: Süd-Orkney

Wir passieren einen Eisgürtel, ein langgezogenes Gebiet, wo Eisschollen treiben. Auf einer Zodiac-Fahrt entlang der Küste beobachten wir Sturmmöwen, Kapsturmvögel sowie Skuas und werden Zeugen eines aufregenden Spektakels: Ein Seeleopard hat einen Zügelpinguin geschnappt und schlägt diesen auf dem Wasser hin und her, um ihn danach zu verspeisen. 

14. Dezember 2015: Elefant Island, Süd-Shetland-Inseln

Das Highlight heute: ein wuchtiger, bizarrer Eisberg, den ich dank wechselnden Lichtverhältnissen in wunderbaren Bildern festhalte. Unterwegs Richtung Antarctic Sound begleiten uns Finnwale und Schwarzbrauenalbatrosse. 

15. Dezember 2015: Antarctic Sound, Weddel-Meer, Brown Bluff, Paulet Island

Wir erreichen die Antarktische Halbinsel! Im Antarctic Sound stossen wir frühmorgens auf wahre Prachtkerle: gewaltige Tafeleisberge mit atemberaubenden Konturen. Unser Expeditionsleiter konnte ein Zeitfenster für einen Landgang aushandeln. In der Antarktis dürfen nur 100 Personen gleichzeitig an Land sein und weil wir zu früh eintreffen, müssen wir uns mit den anderen Expeditionsschiffen arrangieren. Bei Brown Bluff setze ich zum ersten Mal meinen Fuss auf den Kontinent Antarktis. Hier lebt eine kleine Adelie- und Eselspinguinkolonie. Spannend zu sehen, wie fleissig die Pinguine sind. Sie holen sich vom Strand kleine Steine und tragen diese den Hang hinauf, um ihr Nest zu bauen. Einige sind richtige kleine Architekten. Lustig sind auch die Pinguine, die sich auf dem Bauch fortbewegen. 

16. Dezember 2015: Weddel-Meer, Snow Hill

Wir geniessen ein sagenhaftes Rundum-Panorama aus Gletschern, Bergen, Eisschollen. Doch das Beste kommt noch: als eine Eiskante vor uns auftaucht und dahinter das Meer gefroren ist. Der Kapitän fährt mit viel Gefühl direkt ins Eis! Fünf Meter steckt der Bug im Eis, als die HANSEATIC zum Anhalten kommt. Und es kommt noch besser — wir dürfen raus aus dem Schiff und ein Glas Sekt auf dem Eis geniessen. Ein unvergesslicher Moment. 

17. Dezember 2015: Halfmoon Island, Deception Island

Rundwanderung auf Halfmoon Island: Wir beobachten einen Skua, der ein Pinguin-Ei stiehlt. Beim Rausfahren begleitet uns eine Buckelwal-Mama mit Nachwuchs. Das aufregendste Erlebnis heute ist das Bad in den heissen Quellen auf der Vulkaninsel Deception Island. Mit Socken an den Füssen und bissig kaltem Wind um die Nase. 

18. Dezember 2015: Paradise Bay, Port Lockroy, Lemaire-Kanal

Entdeckungsfahrt im Zodiac durch ein Gletscherwunderland — skurrile Formen, verschneite Berge, Farbenspiele, ein spiegelglatter See in einer geschützten Bucht. Der Name passt. Das nächste Ziel, die Forschungsstation Port Lockroy, ist unerreichbar; von Eis umzingelt. Dafür fahren wir durch den engen Lemaire-Kanal und zurück. Wir erreichen 65,04 Grad Süd — ob es morgen noch südlicher geht? 

19. Dezember 2015: Neko Harbour, Cierva Cove

Wehmut kommt auf, der letzte Tag im Eis. In Neko Harbour wandern wir auf einen Hügel, um die einzigartige Aussicht zu geniessen. Das letzte Mal Pinguine beobachten. Wir fahren an türkisfarbenen Eisbergen vorbei, essen Grilliertes an Deck, bevor es für kurze Zeit wieder richtig fest schneit. Die Cierva Cove im Abendlicht: kaum zu glauben, dass so etwas Wirklichkeit ist. Die schönsten Eisbergformationen überhaupt. 

20. Dezember 2015: auf See, Drake Passage

20 Knoten Wind, zweieinhalb Meter hohe Wellen — ruhige Verhältnisse. Die Drake Passage ist die rund 800 Kilometer lange Meeresstrasse zwischen der Südspitze Südamerikas und der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel. Ich überstehe den Tag sogar ohne Stugeron. Abends das Farewell-Dinner mit Kapitän Gerke am Nebentisch. 

21. Dezember 2015: auf See — Drake Passage, Beagle-Kanal, Ushuaia

Ruhige Fahrt — gegen Mittag merken wir kaum mehr, dass wir auf einem Schiff sind. Um 14 Uhr kommt der Lotse an Bord, der uns durch den Beagle-Kanal führt. Ich beobachte die Durchfahrt an Deck, bis wir im Hafen von Ushuaia anlegen. Es ist 10 Grad, die Locals sind in T-Shirt und Flip-Flops unterwegs, während ich meine Daunenjacke anbehalte. 

22. Dezember 2015: Ushuaia — Buenos Aires — Madrid — Zürich

Ein letztes Frühstück an Bord, dann heisst es Abschied nehmen von der schönen HANSEATIC und der hervorragenden Crew. Ich freue mich auf den Nachtflug mit Iberia. Hoffentlich träume ich von der letzten Zodiac-Fahrt in der Cierva Cove — oder vielleicht verfolgt mich im Traum doch die launische Pelzrobbe. 

Aufgezeichnet von: Evelyne Owa
Fotos: Shutterstock, Cornelia Gemperle

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